Pressebericht

Glamourgesellschaft in Feierlaune

HT 12. juni 2025

Glamourgesellschaft in Feierlaune

Das Publikum feiert die Premiere von „Figaros Hochzeit“ beim Theater im Fluss in Künzelsau. Das Ensemble hat die Aufführung trotz des schlechten Wetters gewagt.

Von Rainer Lang

Der Mut der Verantwortlichen ist belohnt worden. Auf die Nachfrage am Nachmittag beim Theater im Fluss in Künzelsau, ob die Premiere von „Figaros Hochzeit oder Ein toller Tag“ von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais am Abend angesichts der Wettervorhersage stattfinden würde, kam als Antwort ein entschiedenes, fast trotziges Ja. Schon um die Mittagszeit hatte ein halbes Dutzend Helferinnen und Helfer damit begonnen, rund 1300 Häppchen und 90 Portionen Hochzeitssuppe vorzubereiten. ,,Vom Wetter lassen wir uns nicht erschrecken“, versicherte Sigrun Hellinger vom Vorstand des Theatervereins.

Verspäteter Start

Als nach den Grußworten von Bürgermeister Stefan Neumann und Hohenlohe-Landrat Jan Schölzel ein Wolkenbruch über dem Kocherfreibad niederging, kamen bei manchen Zweifel auf, ob die Vorstellung stattfinden kann. Einige Gäste gingen nach Hause. Etwas verspätet bescherte eine überraschende Wetterwende dem Publikum dann doch noch einen unterhaltsamen Abend.

Nach fünf Wochen intensiver Proben war die Spiellust beim Amateurensemble deutlich zu spüren. Zu Beginn erläuterte Regisseur Thomas Höhne, dass er die Komödie, die durch Mozarts gleichnamige Oper berühmt geworden ist, vom ausgehenden 18. Jahrhundert in die Moderne verlegt hat. ,,Eine Party- und Glamourgesellschaft in Feierlaune begibt sich an einen Ort, den sie interessant findet.“ Im imaginären Schloss beginnt ihr ausgelassenes Spiel mithilfe von bereitliegenden Kostümen und Perücken, die gern mal schief sitzen oder wieder vom Kopf fallen.

Dabei haben sich die gesellschaftlichen Rollenbilder etwas verschoben. Denn die modernen Frauen sind viel zu überlegen und raffiniert. Folglich kann sich der machtgeile und lüsterne, aber doch eher tölpelhafte Graf Almaviva (Wolfram Pelzer) vor der Hochzeit zwischen dem Kammerdiener Figaro (Niklas Käfer) und Suzanne (Margaretha Henrich) nicht durchsetzen. Er wollte das dem Adel vorbehaltene, aber laut Höhne historisch nicht eindeutig belegte Recht der ersten Nacht mit der Braut für sich beanspruchen. Durch die Raffinesse zweier Frauen siegen am Ende Liebe und Gerechtigkeit. Sie sind angetreten sich zu verteidigen gegen starke, schreckliche und etwas einfältige Männer.

Burleske Elemente

Höhne setzt auf die burlesken und possenhaften Elemente des Schauspiels, gewürzt mit witzigen hohenlohischen Einsprengseln. Unterhaltung, keine Belehrung wolle er bieten. Grell, bunt, überschwänglich und karnevalesk wirkt das Spiel auf der Bühne, besonders im Tohuwabohu einer Gerichtsszene, in der sich das Ensemble austoben kann.

Die ständig wechselnden Szenen mit Intrigen, Verwirrungen, Verwechslungen und Verkleidungen machte Bühnen- und Kostümbildnerin Ilona Lenk durch das turbulente Auf-und Abtreten der Akteure durch vier Türen möglich. Katerina Kraft, die mit ihrem E-Piano die Aufführung mit Anleihen aus Mozarts Oper musikalisch begleitete, hatte die Gesangsrollen den Schauspielerinnen und Schauspielern auf den Leib geschrieben. Ein Höhepunkt der Aufführung war der Gesang von Jacqueline Sefranek als Gräfin. Auch Niklas Käfer beeindruckte mit einem umfangreichen Gesangspart.

Das Publikum drückte am Ende seine Begeisterung mit Bravorufen und anhaltendem Beifall aus. Da störte es auch nicht, dass die bunte Fassade die angekündigte bissige Kritik an Machtmissbrauch und Arroganz weitgehend überstrahlte. Nach den Wetterkapriolen und anstrengenden Vorbereitungen war dem Theaterteam die Erleichterung deutlich anzumerken.