Pressebericht

Theater auf neuen Wegen

Moritz, Juni 2011

Freilichtspiele im Fluss-Freibad – wo gibt´s denn so was? Ab 10. Juni 2011 in Künzelsau! Damit dieses neue und neugierig machende Konzept erfolgreich an den Start gehen konnte, benötigte es viel Engagement und Liebe zum Theaterspiel.

Der in November 2010 von Amateurschauspielern gegründete Theaterverein „Theater im Fluss Künzelsau e.V.“ bringt das mit. Das Ensemble sieht sich in der oberen Liga der Amateure. Werden sie doch seit Jahren von einem Profi-Regisseur, dem österreichischen Original, Franz Bäck, eisern und mit Herzblut trainiert.

Schauspielhaus Graz, Theater in Salzburg, Westfälisches Landestheater, Bad Hersfelder Festspiele, Theater Heilbronn – Franz Bäck hat schon viele renommierte wie umtriebige Stationen in seinem Leben durchlaufen. Das Sommertheater in Künzelsau lässt Franz Bäck aber nicht los. Unter seinen Fittischen proben die Akteure mit Feuer-Eifer und hauchen den Charakteren des diesjährigen Stückes „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Ödon von Horvàth Leben ein.

Dramatische, lustige Szenen auf der Bühne – aber auch hinter den Kulissen wird gewerkelt und vorbereitet, was das Zeug hält. Alle sind mit Begeisterung dabei, die Premiere am 10. Juni vorzubereiten. Damit niemand das Spektakel versäumt, wird es mit Postern und Flyern und auch einem umfangreichen Internetauftritt beworben. Als Saisonmotiv wurde ein extra dafür entworfenes Gemälde von Nina Weitzner verwendet, die auch für das Bühnenbild und die Kostüme zuständig ist: Das Bild zeigt eine Gruppe von schillernden und grotesken Figuren des Stückes – ein munteres Häuflein von Menschen, deren Irrungen und Wirrungen volkstümlich turbulent in Szene gesetzt werden:

Da ist zum Beispiel Oskar. Er hat eine Fleischerei geerbt, ist ein religiöser Mensch und möchte so gerne Mariannes „Hirnschale öffnen und ihr in den Kopf hineinsehen und nachkontrollieren, was sie da drinnen denkt“. Sie kennen sich von Kindheit an und Weihnachten soll Hochzeit sein. Gäbe es da nicht die Witwe Valerie mit ihrem jungen Geliebten Alfred, ehemals Bankangestellter, jetzt im Wettgeschäft tätig. Auf ihrer Verlobungsfeier bändelt Marianne mit Alfred an und wird daraufhin von ihrem Vater verstoßen. Ergebnis der Liaison ist ein Kind. Aus Not wird die junge Mutter Nackttänzerin. Verraten sei aber so viel: Die kleinen Geschichten, ob sie im „Wienerwald“, im „Kochertal“ oder an irgendeinem anderen schönen Ort dieser Welt spielen, enden nicht schlecht.

Ist schon die Geschichte rasant, so erst recht der Spielort. Heiß diskutiert wurde die optimale Nutzung des idyllisch am Fluss gelegenen Fleckchens und das sich daraus ergebende Raumkonzept. „Wir wollen das Gelände möglichst umfasend nutzen. Eine Herausforderung aber war, dass der Badebetrieb auch währen der Spielzeit tagsüber garantiert bleibt“ erzählt der Vereinsvorsitzende Heiner Sefranek und macht neugierig: „Unser Publikum erwartet nun ein sehr kurzweiliges und spannendes Stück in einem einmaligen Ambiente. Eine klassische Bühne oder Zuschauertribüne im herkömmlichen Sinn sucht man vergeblich. Unsere Gäste werden sich bald mitten im Spielgeschehen wiederfinden. Neben uns der Fluss, über uns der Himmel – das ist doch eine großartige Kulisse, die man nur geschickt integrieren muss. Darüber hinaus ist für den Besucher alles da an Infrastruktur, was man benötigt: zentrale Lage, Parkplätze, sanitäre Anlagen, Schließfächer und vor allem auch unser toller Biergarten für diejenigen, die sich vorher noch kulinarisch auf einen schönen Theaterabend einstimmen wollen“:

Autor: Bastian Dörr