Pressebericht

Theater und Kunst im Dialog

Hohenloher Zeitung, 09. Mai 2012

Nina Weitzner aus Berlin entwirft Bühnenbild und Kostüme für das Theater im Fluss

Das Atelier von Nina Weitzner strahlt Bühnenflair aus. An den Wänden lehnen großformatige Gemälde. Die Figuren darauf scheinen wie aus Kulissen heraus zu blicken, fragend, selbstbewusst oder verschmitzt. Im Raum daneben stehen Schneiderpuppen, an denen Kostüme entworfen und drapiert werden. Beide Themen gehören zur künstlerischen Arbeit der gebürtigen Berlinerin.

Inspirationen

Im vergangenen Jahr verbrachte Nina Weitzner drei Monate als Stipendiatin in der Villa Serpentara in der Nähe von Rom. „Es war eine tolle Zeit, eine sehr intensive, fruchtbare Arbeit.“ Sie gerät ins Schwärmen. „Ich habe dort ganz neue Inspirationen gefunden.“ Das Stipendium wird jährlich von der Akademie der Künste in Berlin vergeben. Die Villa Serpentara wird von der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo verwaltet und die Künstler sind auch in deren Aktivitäten in Rom einbezogen.

„Die Anregung für die Bilder bekam ich bei einem Besuch der Villa di Maser durch Gemälde von Veronese, der damals mythologische Motive mit zeitgenössischen Personen kombiniert hat“, erzählt Nina Weitzner. Ihr Gemäldezyklus bekam darauf hin den Namen „La sala della mia figura“, ein Saal, in dem sich Figuren aus ihrem privaten Umfeld wieder finden in einer ganz eigenen Mythologie.

Seit 1987 arbeitet Nina Weitzner kontinuierlich am Theater. Nach einem Bühnenbildstudium und als Meisterschülerin an der Universität der Künste in Berlin hat sie an zahlreichen Inszenierungen mitgewirkt, Bühnenbilder und Kostüme entworfen. Auch eigene Regieerfahrung besitzt sie. Im Jahr 2000 schloss sie zusätzlich ein Magister-Studium der Theaterwissenschaften an der FU Berlin ab. „Ich habe an ganz unterschiedlichen Bühnen gearbeitet“, sagt sie. Zu den Theatern in Deutschland und der Schweiz gehören das Staatstheater Hannover ebenso wie die Freilichtspiele Bad Hersfeld und das Stadttheater Heilbronn. Im Jahr 2007 wurde sie für die Kostüme, Masken und Puppen zu „Alice im Wonderland“ an der Bayerischen Staatsoper in München zur „Kostümbildnerin des Jahres“ gewählt.

Vertrauen

Den Theaterfreunden in Hohenlohe ist die Arbeit von Nina Weitzner bereits seit einigen Jahren bekannt. Durch die Zusammenarbeit mit Franz Bäck kam 1996 der Kontakt zu den Freilichtspielen in Künzelsau zustande. Zunächst zu den Burgfestspielen auf Schloss Stetten, jetzt für das „Theater im Fluss“. In diesem Jahr steht „Der kaukasische Kreidekreis“ von Bertolt Brecht auf dem Spielplan.

Wie entstehen die Ideen für Bühnenbild und Kostüme? „Zunächst mache ich mir die ersten Gedanken dazu alleine“, erzählt Nina Weitzner. „Dann gibt es einen Austausch mit dem Regisseur über das Inszenierungskonzept. Durch die langjährige Zusammenarbeit ist großes Vertrauen da. Er lässt mir viel Freiheit, kauft gewissernmaßen die Katze im Sack.“ Seit Ostern laufen die konkreten Vorbereitungen für Kostüme und Bühnenbild. Die Zuschauer dürfen gespannt sein. „Es werden überraschende Kostüme, ganz anders als letztes Jahr.“ Mehr wird noch nicht verraten.

Hintergrund

Theater im Fluss

Beim Theater im Fluss wird 2012 zum zweiten Mal das Gelände des Künzelsauer Kocherfreibads zur Bühne. Unter der Leitung von Franz Bäck wird in diesem Jahr „Der kaukasische Kreidekreis“ von Bertolt Brecht aufgeführt. Von der Premiere am 1. Juni bis zum 23. Juni stehen insgesamt zwölf Vorstellungen auf dem Spielplan.

Autorin: Annette Wenk