Pressebericht

Eine unsinnige Idee, die funktioniert

Hohenloher Zeitung, 22. Juni 2012

Theater im Fluss erlebt im Kocherfreibad eine erfolgreiche zweite Saison

„Wir sind jetzt im zweiten Jahr, und dafür läuft es extrem gut“, sagt Heiner Sefranek. Der Vorsitzende des Vereins Theater im Fluss freut sich über ausverkaufte Vorstellungen wie am Mittwoch dieser Woche. Die Idee, Theater im Kocherfreibad zu bieten, kommt an. „Der kaukasische Kreidekreis“, die aktuelle Produktion des Amateurtheaters, ebenso.

„Es hat sich herumgesprochen“, stellt Sefranek fest: „Wir bekommen mehr Besucher aus Ludwigsburg, Schwäbisch Hall, Heilbronn und Tauberbischofsheim als wir uns erträumt haben.“ Die Besucherzahlen sprechen für sich: 1500 bis 1600 dürften es gewesen sein, wenn am Samstag die letzte Vorstellung dieser Saison beendet wird. Im vergangenen Jahr waren es 1150 Besucher, die sich Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ anschauten.

Aufwand

Dass der Verein für gestern eine Zusatzvorstellung eingeschoben hat, spricht für den Erfolg der Produktion. Sefranek geht davon aus, dass die Zuschauerzahlen weiter steigen werden. Das müssen sie auch, weil Theater im Flussfreibad einen hohen technischen Aufwand erfordere, und weil man sich nicht dauerhaft im bisherigen Ausmaß auf Sponsoren verlassen dürfe.

Theater in einem Freibad zu bieten, sei gar nicht so einfach, erklärt Sefranek. Es gibt keine Bühnen und kaum Technik. „Wir müssen hunderte Meter Kabel ausrollen.“ Der Vorsitzende hofft, dass sich die Stadt zum Theater im Fluss bekennt und den Ort des Schauspiels entsprechend ausstattet: „Ein paar Steckdosen und Sitzterrassen wären schön.“ Zudem sei die Kapazität mit 200 Sitzplätzen ausgereizt. Sefranek: „Bei der Premiere hatten wir 250 Zuschauer.“

Regisseur Franz Bäck hat Verständnis dafür, „dass sich die Stadt am Anfang damit zurückhält“. Inzwischen sei aber erkennbar, dass sich der Erfolg stabilisiert habe. Beide, Bäck und Sefranek, haben zuvor für die Burgfestspiele Schloss Stetten gearbeitet. Sie sehen das Theater im Fluss nicht als Konkurrenz dazu: „Beide Theater haben eine unterschiedliche Ausrichtung“.

Theater im Fluss setzt ausschließlich auf Amateurschauspieler, verfolge aber einen professionellen Anspruch. „Wer hat schon so ein starkes Ensemble“, sagt Regisseur Bäck mit kaum zu überhörendem Stolz. Die rund 25 Köpfe zählende Schauspielertruppe sei so gut, dass der Verein statt Volkstheater eben Literatur bieten könne: Brecht in diesem Jahr, Horváth im vergangenen. Für 2013 ist „Liliom“ von Franz Molnár im Gespräch. Franz Bäck ist ganz begeistert von seinen Schauspielern: „Wenn man sieht, wie die mit literarischen Texten umgehen – das ist erstaunlich.“

Lebensinhalt

Der Erfolg komme nicht von ungefähr, meint der Regisseur: „Die arbeiten bis zu drei Monate ganz schwer dafür – in ihrer Freizeit.“ Aus dem Hobby sei so etwas wie ein Lebensinhalt geworden: „Am Ende der Saison sind sie erschöpft, aber im November fragen sie, wann es wieder los geht. Deshalb bin ich hier.“

Dass die „eigentlich unsinnige Idee“, Theater in einem Freibad zu zeigen tatsächlich funktioniere, liege, so Bäck, in erster Linie an der Dynamik, die sich im gesamten Ensemble von der Technik bis zu den Mimen entwickelt habe: „Wenn wir´s in einem Freibad geschafft haben, schaffen wir´s überall.“

Termine

Letzte Aufführungen sind am Freitag, 22. und Samstag, 23. Juni, jeweils um 19:30 Uhr, Tickethotline: 07940 125 169.

Zitate

„Es waren einzigartige schauspielerische Leistungen dabei, die mir und meiner Frau einen wundervollen Abend geschenkt haben.“

Landrat Helmut M. Jahn

„Bis man vor einer so schönen Kulisse, von Mensche aus dem eigenen Städtchen, sozusagen vor der Haustür, so etwas geboten bekommt, kann man weit gehen. Hoffentlich geht´s im nächsten Jahr weiter.“

Carmen Würth

„Unter den Laienschauspielern sind wahre Talente, etwa Nadja Hrubesch. Heiner Sefranek hat mit diesem Theater ein ganz besonderes Highlight in Künzelsau geschaffen. Dieses `Volks-Theater´, das von einem Platz zum anderen wandert, mischt das Publikum untereinander.“

Ursula Berner

„Der Theaterabend hat mich und meine Frau begeistert. Wer noch nicht die Gelegenheit hatte, sollte eine der letzten Aufführungen besuchen.“

Stefan Neumann, Bürgermeister

„Wer sich die beeindruckende Inszenierung von Brechts kaukasischem Kreidekreis entgehen ließ, ist selber Schuld. Wo sonst – außer bei dem Theater im Fluss – schaut außerdem während der Vorstellung ein neugieriges Wildentenpärchen schwimmend vorbei oder stolziert in der Pause ein leibhaftiger Graureiher mitten durch die Kulisse?“

Andreas Dürr, Touristikgemeinschaft Hohenlohe

Autor: Redaktion