Pressebericht

Nach schwerer Kost nun wieder eine Komödie

Hohenloher Zeitung, 07. März 2023

Nach schwerer Kost nun wieder eine Komödie

Theater im Fluss bereitet Saison 2023 mit Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ vor

Von unserer Redakteurin Barbara Griesinger

Während im Kocherfreibad, das sich in ziemlich genau drei Monaten wieder in eine Freilichtbühne verwandelt, noch über allen Wipfeln Ruh ist, herrscht beim Theater im Fluss bereits reges Treiben. Die Vorbereitung der Saison 2023 mit William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ ist in vollem Gange: Die Leseproben haben längst begonnen. Die Rollen sind vergeben, die Stoffe für die Kostüme eingekauft, erste Requisiten gefunden. Auch das Plakat ist bereits fertig: Vor grünem Hintergrund hat Kostüm- und Bühnenbildnerin Ilona Lenk eine scherenschnittartige Waldlandschaft platziert. Mittendrin ein Liebespaar in inniger Umarmung und zwischen den Baumwipfeln ein Kronleuchter.

„Grün ist gerade Modefarbe“, erklärt Ilona Lenk, und obendrein auch die Farbe des Waldes, in den Hermia und Lysander fliehen, die ihre Liebe am Athener Hof nicht leben dürfen. Der Kronleuchter dagegen ist Symbol der elitären Athener Gesellschaft um Herzog Theseus. „Und Kronleuchter spielen auch in der Inszenierung eine Rolle“, verrät Lenk.

Liebe und Patriarchat Nach manch schwerer Kost brennt das Ensemble darauf, endlich wieder eine Komödie auf die Bühne zu bringen. Für Regisseur Thomas Höhne, der Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ schon für Deutschlands größte Freilichtbühne in Ötigheim inszeniert hat, hat das Stück nichts von seinem Reiz verloren. „Solange es die Menschheit gibt, werden wir uns an diesem Stück reiben“, ist er überzeugt. Schließlich gehe es „um Begehren, um Liebe und Sehnsucht. Und wie im Zeitraffer erlebt man da, was tagtäglich millionenfach passiert: verlieben, entlieben, lieben.“ Zugegeben, ein bisschen geht es auch um patriarchalische Machtstrukturen, schließlich will Vater Egeus Tochter Hermia – Liebe zu Lysander hin oder her – zur Heirat mit seinem Wunschkandidaten Demetrius zwingen. „Aber das Spannendste dabei ist die Reise ins Unbewusste: Was passiert, wenn das Licht ausgeht und die Kultur beiseitegelegt wird“, so Höhne.

Dazu schickt Shakespeare seine Protagonisten in den Wald, wo die unterschiedlichsten Welten aufeinander treffen: Da ist die patriarchalisch geprägte High Society um Theseus und das Liebespaar, das sich nicht lieben darf, verfolgt vom verschmähten Bräutigam Demetrius, den wiederum die so verliebte wie verschmähte Helena verfolgt. Da ist Elfenkönig Oberon, der über das Waldreich herrscht, mit seiner Gemahlin Titania im Clinch liegt, und unterstützt von seinem Assistenz-Elf Puck mit Blütentropfen-Liebeszauber für jede Menge Irrungen und Wirrungen sorgt. Regisseur Höhne sieht das Elfenreich als Gegenwelt zum Athener Geldadel, als „etwas verrückten Mix aus Worpswede und Zirkuswelt, der viele Spielanlässe bietet“.

Und schließlich ist da noch die bodenständige Handwerkertruppe, die – „ein bisschen wie hier das Theater im Fluss“, so Höhne mit einem Schmunzeln – zu Theseus Hochzeit die tragische Liebesgeschichte von Pyramus und Thisbe einstudiert und plötzlich ihren Hauptdarsteller verliert.

Idyll am Ufer Und dann ist da auch noch die Flussuferidylle selbst, die als Naturkulisse ins Geschehen integriert wird. „Wir setzen sehr aufs Wasser, auf die Abendstimmung und aufs Dunkelwerden“, schwärmt Thomas Höhne von den Möglichkeiten, die der Spielort am Kocher bietet. „Das Wasser, der Fluss im Hintergrund wird eine große Rolle spielen.“ Mehr wird noch nicht verraten.

Nach schwerer Kost nun wieder eine Komödie