Pressebericht
Auch ein Jux ist harte Arbeit
Hohenloher Zeitung, 02. Juni 2014
Auch ein Jux ist harte Arbeit
In vier Tagen ist Premiere beim Theater im Fluss im Kocherfreibad
Sigrun Hellinger fühlt sich in der Maske wie beim Zahnarzt: „Man spürt, der macht was, aber man weiß nicht was.“ Ihre Kollegin Angela Bayer, schon halb kostümiert und geschminkt, verpasst ihr gerade eine monströse Hakennase aus Modelliermasse. Schön ist die zwar nicht, „aber sie passt zum Charakter vom Schneidermeister Hupfer“, so die Laienschauspielerin.
Knollennase
Für Nestroys Komödie „Einen Jux will er sich machen“ verwandeln sich alle Darsteller der Künzelsauer Laienspieltruppe Theater im Fluss in schrille Gestalten mit Haken- und Knollennasen, mit langen sensiblen Riechorganen oder frechen Stups- und Himmelfahrtsnasen. So steckt schon in der Maske der eine oder andere Fingerzeig auf den Typ, der da auf der Bühne steht. „Nina Weitzner ist eine Meisterin darin, das Stück visuell aufzuschließen“, schwärmt Heiner Sefranek, Vorsitzender des Vereins Theater im Fluss.
„Eine Komödie, das ist das Schwerste“, sagt er und blickt gen Himmel. Noch fünf Tage bis zur Premiere von Nestroys „Einen Jux will er sich machen“ im Kocherfreibad – und die Spannung steigt. Dass zur ersten Probe in voller Maske und Kostüm die Sonne lacht, gilt ihm als gutes Omen. Seit Ostern wird täglich geprobt. „Auch bei Regen und Sturm“, weiß Regisseur Franz Bäck. Nestroy sei ein anspruchsvoller Autor und der „Jux“ eine hervorragende klassische Komödie voller Verwechslungen, eine gepfefferte Satire obendrein, die sich über allerlei menschliche Defekte lustig macht.
Charme
Das schwankt zwischen Philosophie und Kalauer“ und sei alles andere als leichte Kost für Schauspieler „Eine Komödie verlangt hohes technisches Vermögen“, erklärt Bäck. „Das ersetzen sie hier durch Charme und Eigenständigkeit. Sie machen das gut. as ist eine tolle Truppe“, betont er. Viele Schauspieler sind derweil noch als Bühnenarbeiter aktiv, auf dass alles für die Probe bereit steht. Am Rand der Tribüne probt Eva-Maria Schneider-Reuter, die für die Musik zuständig ist, mit Matthias Prager Schritte und Gestik für dessen Gesangseinlage als Verkäufer Weinberl. „Du musst gar nicht viel machen. Vielleicht mit der Hüfte wackeln“, rät sie.
Mit dem Weinberl hat Matthias Prager eine Hauptrolle übernommen. „Wir haben anfangs nicht gewusst, was auf uns zukommt. Jux, das hört sich gut an. Aber das Stück basiert total auf die Sprache. Das ist wieder eine Stufe höher vom Niveau – für uns, den Regisseur und das Publikum“, gesteht Prager. Aber er ist zuversichtlich; „Der Durchfluss geht schon. Da sind Kleinigkeiten, die wir oder der Regisseur mitkriegen, aber nicht die Zuschauer.“ ber das muss noch besser werden, „sonst gibt´s vom Regisseur was zu hören.“, fügt er hinzu. Heiß her geht es derweil bei Helmut Wagner. Er steht im Küchenwagen und brutzelt Fleischküchle für die Truppe.
Catering
Fürs Wohl der Zuschauer bei den 14 Aufführungen hat er sich einiges einfallen lassen. Schließlich spielt das Nestroy-Stück nicht von ungefähr im Feinkostgeschäft des Herrn Zangler. Feine kleine Häppchen gibt´s dann fürs Publikum. Denn auch vom Publikum wird einiges erwartet. „Die müssen sogar richtig mitmachen, aber das verraten wir jetzt no net“, sagt Bäck und wendet sich seiner Truppe zu.
Die hat sich mittlerweile in voller Montur auf der Bühne versammelt, und Bäck ist angetan. „Tragt die Kostüme nicht wie fremde Sachen, nicht wie eine Verkleidung, sondern locker, so als hättet ihr sie euch angezogen,“ rät er der Truppe. Das Kostüm sei gewissermaßen ein Stück der Person selbst.
„Spielen wir durch?“, will einer wissen. Bäck schüttelt den Kopf: „Das ist a normale Prob´. Ich werd´ unterbrechen.“ Aber dann spielen sie doch fast durch. Seltene kleine Stopps kommen von der Regie. „Halt, das muss schneller gehen“, heißt es, als der Auftritt des Schneiders ein paar Sekunden zu spät kommt. Matthias Pragers Gesangseinlage klappt perfekt. Bei der Umkleideszene, als für Weinberl und den Lehrling Christopherl der Jux beginnt, gibt´s kleine Verbesserungen. Aber ansonsten sitzt die Komödie – und ein paar lokale Schmankerl sind in den Text auch eingebaut – die Premiere, sie kann kommen.
Termine
Premiere für Nestroys „Einen Jux will er sich machen“ ist am Donnerstag, 5. Juni, um 18 Uhr im Kocherfreibad Künzelsau. Weitere Aufführungen des Theaters im Fluss folgen am 7., 12. bis 14., 18., 20. und 21. sowie 27. und 28. Juni. Im Monat Juli folgen noch drei weitere Aufführungen von Donnerstag bis Samstag, 3. bis 5. Juli. Sämtliche Vorstellungen beginnen jeweils um 19.30 Uhr. Eintrittspreis: 13 Euro, ermäßigt 9 Euro; Premierenzuschlag: 10 Euro. Ab 20 Personen 20 Prozent Gruppenrabatt. Karten gibt es bei Tabak Brückbauer in Künzelsau unter 07940 2721 und im Internet unter www.theater-im-fluss.com.
Autorin: Barbara Griesinger