Pressebericht

Von Masken und Sonnenblenden

Hohenloher Zeitung, 05. Juni 2015

Von Masken und Sonnenblenden

Publikum erwartete ein gutes Stück bei strahlendem Sonnenschein

Ein bisschen im Stress ist Heiner Sefranek kurz vor der Premiere von „Jud Süss“ schon. Noch nie zuvor hätten gleich 35 Darsteller bei dem Spektakel im Kocher-Freibad mitgespielt, sagt der Vorstandsvorsitzende des Vereins „Theater im Fluss“. Es seien auch viele neue Schauspieler dabei, die noch nicht so oft auf der Bühne gestanden hätten. Wegen der Kostüme und verschiedenen Bühnen seien die Proben aufwendig gewesen. „Im Mai hatten wir einigermaßen tolles Wetter für die Proben. Zum Glück gibt es jetzt kein Hochwasser wie vor zwei Jahren.“ Das Thema des Dramas sei auch eine Herausforderung gewesen. „Man muss aufpassen, dass man da nicht den falschen Ton hineinkriegt. Die Wertung wollen wir den Zuschauern überlassen.“

Aber nicht nur die Schauspieler haben sich vorbereitet: Viele Gäste informierten sich zuvor, so wie Robert Gunderlach. „Damit ich die Geschichte kenne und wie das Stück uraufgeführt wurde.“

Eingelesen

Auch Elke Sturm von der Pressestelle der Stadt Künzelsau hat sich eingelesen. „Das Stück ist sicher schwierig zu spielen, das Thema ist heikel und aktuell. Ich bin gespannt.“ Kinobetreiber Nenad Tomasinjak, der zum ersten Mal beim Theater im Fluss ist, hat sich im Voraus den Film angesehen. „Aber das Stück soll ja anders sein. Da lasse ich mich mal überraschen.“

Sehr zuversichtlich ist der Landtagsabgeordnete Arnulf von Eyb von der CDU. Er war bisher bei allen Premieren von Theater im Fluss dabei. „Ich denke immer, es kann nicht besser werden, aber jedes Mal irre ich mich. Dass die Darsteller Laien sind, merkt man nicht.“ Ein schönes Stück erwartet auch Petra Kalis. „Wir wohnen am Südhang, da bekommen wir mit, wie viel Mühe die Schauspieler sich bei den Proben geben.“ Respekt vor der Leistung der Darsteller hat auch Yvonne Schmidt, die das Hotel Anne-Sophie leitet. „Das sind alles Menschen, die das privat machen.“ Außerdem findet sie: „Das Theater ist eine Bereicherung für Künzelsau.“

Die Premiere von „Jud Süss“ startete einige Minuten später als geplant. Das lag am strahlenden Sonnenschein, der die Zuschauer blendete. Aber auch hierfür gab es eine Lösung: Sonnenblenden aus Pappe, die am Eingang verteilt wurden. „Die haben geholfen“, sagt Robert Gunderlach in der Pause. „Mir ist es so auch lieber, als wenn es kühl gewesen wäre.“ Das findet auch seine Frau Annette Sawade, die Bundestagsabgeordnete für die SPD ist. Das Stück gefällt ihr gut. „Auch die Masken sind toll.“

Expressiv

An den Masken hat Kostüm- und Bühnenbildnerin Nina Weitzner seit Februar gearbeitet. „Der Text kam mir sehr expressiv vor, teilweise grotesk“, sagt sie. So habe sie sich für die grotesken, künstlich wirkenden Masken entschieden. Damit wollte sie unterstreichen, dass die Figurgen in „Jud Süss“ eher Typen als Charaktere darstellen. „In dem Stück gibt es auch Szenen ohne Masken, das wirkt dann umso intimer.“

Autorin: Katrin Walter