Pressebericht

Die einen sind gespannt, die anderen aufgeregt

Hohenloher Zeitung, 09. Juni 2016

Die einen sind gespannt, die anderen aufgeregt

340 Premierengäste sahen bei trockenem Wetter „Die Unbekannte aus der Seine“

Lachend verlassen zwei Damen mit vollen Sektgläsern die Theke im Kocherfreibad. Beide sind gespannt auf die Premiere von „Die Unbekannte aus der Seine“. Margot Dieterich ist neu nach Künzelsau zugezogen. Ihre Begleitung Gisela Thümmel war schon drei Mal beim Theater im Fluss. „Es war bisher immer gut.“

340 Gäste haben sich am Dienstag zur Premierenfeier eingefunden. Sie war eigentlich für Donnerstag, 2. Juni, geplant und ist wegen der Folgen des Unwetters verschoben worden. Einige Gäste sind deshalb nicht gekommen, wie der Vorsitzende des Theatervereins, Heiner Sefranek, sagt. Der Künzelsauer Bürgermeister Stefan Neumann kommt auch erst, als Sefranek schon seine Rede hält, denn es war noch Gemeinderatssitzung.

Kleinbürgertum

Dekan Friedemann Richert freut sich auf illustre Unterhaltung. „Was ich immer toll finde, ist die Leidenschaft, die die Schauspieler mitbringen“. Und seine Frau Barbara erwartet, „dass es so schön wird wie immer“. Doch auch, wenn das Stück von Ödön von Horváth eine Komödie ist: „Es ist auch politisch“, sagt Heide Ottenbacher, die sich mit dem Programmheft auf den Abend vorbereitet hat und mit ihrem Mann Klaus Ottenbacher da ist. Heiner Sefranek beschreibt den Humor des Stücks als sarkastisch. Das Kleinbürgertum würde ins Visier genommen. „Horváth gehört zu den schwersten Komödienschreibern“, sagt er. „Das ist für ein Laientheater mutig.“ Es war das erste Mal in der Geschichte des Theaters, dass das Ensemble demokratisch für ein Stück abgestimmt hat. Zwar sind die Kostüme nicht ganz so aufwendig wie im vergangenen Jahr, als die Darsteller groteske Masken trugen. „Aber das Bühnenbild ist aufwendig“, sagt Sefranek. Und mehr war auch wegen des Unwetters zu tun. „Am Kocher war es zum Glück nicht extrem. Aber ich war nachts noch im Freibad. Die Bühne ist nicht weggeschwommen, da konnte ich um drei Uhr beruhigt ins Bett.“ Dass am Tag der Premiere das Wetter mitmacht, darüber freut sich Helmut Starrach. Am Theater im Fluss gefällt ihm der Wechsel der Bühnen. Der ehemalige Polizeidirektor Richard Diesch kommt mit seiner Frau Susanne immer gerne zu den Inszenierungen. Sie sind sich einig: „Es ist faszinierend, was die Amateure da machen.“

Wehwehchen

Noch etwa anderthalb Stunden sind es bis zur Aufführung, als Darstellerin Ingrid „Rocky“ Krupp vor dem Zelt für die Maske auf einer Bank sitzt. Ein bisschen aufgeregt ist sie schon. Sie spielt den Uhrmacher. Sie hat nur einen kurzen Auftritt, weil ihr Charakter bald umgebracht wird und keinen Text hat. „Ich muss nur schreien“, sagt sie. Sylvia Mögerle sitzt neben Krupp und massiert ihr die Hand. „Reflexzonenmassage“, sagt sie. Eigentlich ist Mögerle für Kostüme und Technik hinter der Bühne zuständig – aber eben auch für kleine Wehwehchen.

Auch Lutz-Jürgen Engelhardt ist bei der Premiere dabei. Er ist Flüchtlings- und Integrationsbeauftragter der Stadt Künzelsau. Ein Flüchtling sei auf der Bühne dabei, dahinter mehrere. „Wir freuen uns, dass wir einen Beitrag zur Integration leisten können“, sagt er.

Termine

Das Theater im Fluss führt in seiner sechsten Spielzeit „Die Unbekannte aus der Seine“ von Ödön von Horváth auf. Weitere Aufführungstermine sind heute, 9. Juni; Freitag und Samstag 10. und 11. Juni; Mittwoch, 15. Juni; Freitag, 17. Juni; Samstag, 18. Juni; Freitag, 24. Juni; Samstag und Sonntag, 25. und 26. Juni; Donnerstag, 30. Juni; Freitag und Samstag, 1. und 2. Juli. Beginn der Vorstellungen ist jeweils um 19.30 Uhr im Künzelsauer Kocherfreibad. Kartenbestellungen sind auf der Homepage des Vereins unter www.theater-im-fluss.com möglich. Die Tickets kosten 15 Euro, ermäßigt zehn Euro. Auf der Homepage werden auch mögliche wetterbedingte Absagen einzelner Termine bekanntgegeben.

Autorin: Katrin Walter