Pressebericht

Angst essen Seele auf

Künzelasauer Nachrichten, 13. April 2017

Angst essen Seele auf

Siebte Spielzeit im Kocherfreibad mit Fassbinder – Vorverkauf läuft

Nach sechs erfolgreichen Spielzeiten mit der Inszenierung von Stücken von Horvath, Brecht oder Nestroy will das Theater im Fluss den Beweis erbringen, dass die Wirkmächtigkeit von Rainer Werner Fassbinders Film ungebrochen auf einer Freilichttheaterbühne funktionieren kann. Die Proben für „Angst essen Seele auf“ haben begonnen, Premiere ist am 7. Juni 2017. Das Schauspieler-Ensemble wagt sich unter der Regie von Franz Bäck an die Umsetzung einer filmischen Dramaturgie in eine theatrale Erzählung, das wird das Abenteuer sein, in das sich das Theater im Fluss in Künzelsau in diesem Jahr wagt. Die Spannung steigt.

Das Kocherfreibad wird wieder an verschiedenen Stellen zur Theaterbühne und herrlichen Kulisse, wenn Emmi, eine etwa 60-jährige einsame Witwe und Putzfrau Anfang der 70er-Jahre in München den 20 Jahre jüngeren marokkanischen Gastarbeiter Ali kennenlernt. Die beiden verlieben sich, Ali zieht bei Emmi ein. Und jetzt zeigt sich, wie unlustig das Glück sein kann. Die Nachbarn im Haus spielen Sittenpolizei, schauen schräg. Selbst die eigenen Kinder wenden sich von der Mutter ab, und der Verkäufer von nebenan will Emmi und Ali nicht mehr bedienen.

„Angst essen Seele auf“ feierte am 5. März 1974 in München Premiere. Der Film wird zum ersten großen Publikumserfolg Rainer Werner Fassbinders. Es ist die Darstellung eines ganz alltäglichen, fremdenfeindlichen Reflexes, ein gleichsam xenophobes Grundprinzip, das Fassbinder mittels theatralischer Überspitzung sichtbar macht, die so beklemmend ist und die bis heute ihre Wirkung nicht verloren hat. Fassbinder hat sich in seinem Werk mit den Problemen der bundesdeutschen Nachkriegszeit auseinandergesetzt und einen schonungslosen Blick auf die innere Befindlichkeit geworfen. Seine Gesellschaftskritik ist nicht ideologisch, er hat nicht primär die Veränderung politischer Verhältnisse im Visier, im Zentrum seiner Kritik steht die Verwantwortung des Einzelnen für sein Verhalten. „Wenn ich das Bewusstsein des Einzelnen revolutioniere, verändere, dann wird man letztendlich auch die Gesellschaft verändern. Das ist meiner Ansicht nach der richtige Weg, das Bewusstsein des Einzelnen, na ja, aufzuklären oder klarer zu gestalten.“

Wenn das Liebespaar, erschöpft von den Anfeindungen der Außenwelt und erschüttert über die daraus resultierenden Verwerfungen innerhalb der Beziehung, sich zaghaft wieder annähert, formuliert Emmi ihre große soziale Utopie: „Du bist doch ein freier Mensch. Du kannst doch machen, was Du willst. Ich kann dir doch nichts verbieten. Nein, wenn wir zusammen sind, dann… müssen wir gut zu einander sein. Sonst… sonst ist das ganze Leben nichts wert.“

Vorstellungstermine

Die Premiere mit Empfang findet am Mittwoch, 7 Juni 2017 um 18.30 Uhr statt. Weitere Vorstellungen finden jeweils um 20.00 Uhr statt am: 9., 10., 14., 16., 17., 23., 24., 29., 30. Juni sowie am 1., 5., 7., und 8. Juli 2017.

Karten für 15 Euro, ermäßigt zehn Euro, gibt es bei Tabakwaren Brückbauer, Hauptstraße 32, Künzelsau, Telefon 07940 721. Der Abendkassenzuschlag beträgt zwei Euro. Mehr Infos auch unter www.theater-im-fluss.com.