Pressebericht

Der symbolische Schlips

Hohenloher Zeitung, 09. Juni 2017

Der symbolische Schlips

Heiner Sefranek verrät die Idee hinter der Tisch-Deko – Stimmen zum Stück

Von unserem Redaktionsmitglied Benjamin Richter

Hemdsärmelig sind am Mittwochabend einige Gäste im Kocherfreibad unterwegs, eine Krawatte haben sich jedoch die wenigsten um den Hals gehängt. Dafür liegen viele Schlipse auf den Tischen, an denen die Gäste beim Empfang vor der Premiere Platz nehmen.

Der Vorsitzende von Theater im Fluss, Heiner Sefranek, löst das Rätsel auf, das für Verwirrung unter den Gästen sorgt: „Meine Frau meinte, es ist ein schönes Symbol dafür, das wir einfach ein rustikales Theater sind, wenn die Krawatten auf den Tischen liegen und nicht angezogen werden müssen. Bei uns kann man kommen, wie man mag.“ Das hindert den zweiten Vorsitzenden Helmut Wagner und die beiden Schauspieler Fadi Almashahuz und George Manjou jedoch nicht daran, den traditionellen Teil der Herrengarderobe trotzdem anzuprobieren – ganz ungezwungen, versteht sich.

Damals wie heute

Ein Zeichen wollen die Veranstalter des Theaters am Kocher auch mit der Wahl des Stücks setzen. „Das Stück zeigt, wie in der damaligen Zeit, in den 70er Jahren, Integration gemacht worden ist“, erklärt Wagner. „Für uns kann das bedeuten, dass uns das mit den Menschen, die jetzt hier ankommen, auch gelingen kann.“

Ein weiterer Grund für die Wahl des Stücks sei gewesen, dass es sich um ein eher schwieriges Schauspiel handle. „Unsere Darsteller lieben die Herausforderung“, meint Wagner schmunzelnd. Im Dezember habe man mit den Proben angefangen und sich bis in den April und Mai zu fast täglichen Wiederholungen gesteigert. „So viel Zeit braucht man auch, bis man eine Figur lebhaft rüberbringen kann“, betont Wagner. „Man muss sich in die Rolle hineinversetzen und sich fragen: Wie erlebt meine Figur diese Situation?“

Landrat Matthias Neth hatte sich im Vorfeld mit Sefranek über da Schauspiel unterhalten. „Welche Herausforderungen bietet ein solches Stück?“, fragt er sich laut. „Vor allem, wenn man mit Flüchtlingen, mit Menschen, die neu in unserem Landkreis sind, zusammenarbeiten möchte. Für den Beitrag, den das Stück zur Integration in Hohenlohe leistet, ist Neth dankbar. „Momentan leben in den Gemeinschaftsunterkünften unseres Landkreises 601 Menschen aus verschiedensten Nationen; noch viel mehr Menschen aus dem Flüchtlingsbereich wohnen in den Städten und Gemeinden.“

Aufschrei

An die Wellen, die Fassbinders Film 1974 schlug, erinnert sich der Landtagsabgeordnete Arnulf Freiherr von Eyb noch genau. „Damals hat es die Gesellschaft aufgewühlt. Viele haben gerufen: Wie kann man denn sowas zeigen?“ An diesem Abend sei es den Schauspielern gelungen, mit wenigen Requisiten viel zu sagen. Sei Bruder Meinhard Freiherr von Eyb pflichtet ihm bei. „Es ist kein schönes, aber ein sehr tiefgreifendes Stück.“ Als Lehrmaterial für die Schulen würde es sich auch eignen, merkt er an. „Aber nicht für die unteren Klassen.“