Pressebericht

Der Tragödie erster Teil

Hohenloher Zeitung, 18. november 2023

Der Tragödie erster Teil

KÜNZELSAU Mit Goethes „Faust“ widmet sich das Theater im Fluss in der Spielzeit 2024 wieder einem echten Klassiker

Von unserer Redakteurin Tamara Ludwig

Für die einen ist es das Schreckgespenst ihrer Schulzeit, für andere das Höchste, was die deutsche Literatur zu bieten hat: Johann Wolfgang von Goethes „Faust“. Ein Stück, von dem nicht wenige behaupten, jeder müsse es in seinem Leben zumindest einmal gelesen haben. Wem das bis heute nicht gelungen ist, dem bietet das Theater im Fluss nun die Gelegenheit, „Faust – Der Tragödie erster Teil“ auf der Bühne des Kocherfreibads zu erleben. Somit greift Thomas Höhne in seinem zweiten Jahr als Regisseur des Laientheaters nach „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare erneut einen Klassiker der Literaturgeschichte auf. „Eine wirklich mutige und spannende Entscheidung. Da kann man sich nur freuen auf die kommende Saison“, kommentiert das der langjährige, inzwischen ehemalige Vorsitzende des Vereins, Heiner Sefranek.

Die Vorfreude war auch am vergangenen Wochenende zu spüren: Das Theater-Team traf sich zu einem Workshop mit Konzeptionsprobe. „Das war sehr spannend, vor allem auch, weil Thomas Höhne voller Begeisterung seine Ideen vortrug. Das war einfach mitreißend und man hat da schon Lust auf das Stück verspürt“, berichtet Diana Nowicki, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Verein.

Aufnahmeprüfung Lust auf den „Faust“ hat Regisseur Höhne schon länger, wie er der Hohenloher Zeitung verrät: „Es ist ein extrem vielfältiges Stück. Das will man einmal im Leben machen, wenn man sich mit Theater beschäftigt. Bei mir ist jetzt der Zeitpunkt gekommen.“ Denn bislang habe er den „Faust“ weder inszeniert noch eine der Figuren verkörpert.

„Ich habe lediglich zu meiner Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule den Valentin, also den Bruder des Gretchens, gespielt. Damit wurde ich dann auch angenommen – und kann weite Teile des Textes heute sogar noch auswendig“, berichtet Höhne. Ein solches Erfolgserlebnis könnte immerhin ein gutes Omen für die Saison der Künzelsauer Schauspieltruppe sein. Über die Frage nach den Gründen für die Stückauswahl, gerät der Regisseur dann regelrecht ins Schwärmen: „Es ist ein so komplexes Drama, hat so viele unterschiedliche Ebenen – dramaturgisch, inhaltlich und ästhetisch.“ So sei es fast eine Art „Herr der Ringe“, eine Fantasy-Geschichte mit Hexen und Meerkatzen, dem Teufel, Gott und Engeln. „Und dann auch irgendwie ein Kasperle-Theater, ein Volksstoff, wie er früher auf Jahrmärkten aufgeführt wurde. Und am Ende ist es dennoch eine berührende, menschliche Geschichte.“

Dass das Ganze unter freiem Himmel und am Ufer des Kochers aufgeführt wird, passt für Regisseur Höhne wie die Faust aufs Auge, wenn man so möchte. „Ich finde das Stück schreit fast nach Freilufttheater, gerade aufgrund seiner Opulenz. Es gibt die Hexenküche, die Walpurgisnacht, den Osterspaziergang – das ist alles groß und keineswegs ein Kammerspiel.“

Herausforderung Doch im Bühnenbild und den verschiedenen Facetten des Stücks liegen auch die Herausforderung. „Die konzeptionellen Überlegungen beschäftigen uns derzeit am meisten“, sagt Höhne. Und so verwundert es nicht, dass am Workshop-Tag Bühnen- und Kostümbildnerin Ilona Lenk und Bühnenbauer Johann Ehmann eifrig die Köpfe zusammensteckten, tüftelten und über Umsetzungsmöglichkeiten brüteten. Was wiederum feststeht, ist das Ziel, das Höhne verfolgt: „Ich möchte unterhalten. Und die Geschichte gut erzählen.“. Klingt im Zusammenhang mit „Faust“ fast zu einfach, oder? „Ich will jegliche Form von Angst, von Berührungsängsten vor dem Stück, abbauen. Ich möchte, dass man die Geschichte versteht und mit dem Gefühl aus der Aufführung geht: Das ist ein tolles Theaterstück, das nicht umsonst eine solche Popularität erlangt hat.“ Denn im Grunde, da ist Thomas Höhne sicher, gehe es um die Sinnsuche des Menschen, darum, die eigene Existenz verstehen zu wollen. Darin könne sich seiner Überzeugung nach jeder wiederfinden.

Körperlich zur Sache ging es bereits bei der ersten Auseinandersetzung mit Goethes „Faust“. Die Leseproben für das Stück sollen dann Ende Januar starten.