Pressebericht

Sie liebt es, in der Natur zu spielen

HZ, 31. Mai 2024

Sie liebt es, in der Natur zu spielen

Musikerin Katerina Maria Kraft muss wegen des Hochwassers warten, bis sie mit dem Keyboard wieder auf der Bühne sitzt. Zum dritten Mal begleitet die Braunsbacherin das „Theater im Fluss“ in Künzelsau.

Im zweiten Anlauf hat es geklappt. Katerina Maria Kraft hat sich doch wieder die Zeit nehmen können für die musikalische Begleitung der Schauspielerinnen und Schauspieler vom „Theater im Fluss“ in Künzelsau. „Ich liebe es, in der Natur zu spielen“, sagt die Musikerin, die in Braunsbach und in Brünn in Tschechien zu Hause ist. Aber die Natur spielt zurzeit verrückt. Sintflutartige Regenfälle haben den Kocher auch in Künzelsau über die Ufer treten lassen und die Aufführungsstätte überflutet. Am Wochenende konnte gerade noch das technische Equipment in Sicherheit gebracht werden.

Nun muss sich die Musikerin noch einige Zeit länger bis zur Premiere gedulden. Denn diese wurde wegen des Hochwassers um eine Woche nach hinten ver- schoben, vom 5. auf den 13. Juni. Bis dahin sollte sich das Wetter beruhigen, meinte Diana Nowicki. Die Sprecherin des Theaters berichtete, dass der Entschluss zur Verlegung bei einer Krisensitzung am Wochenende fiel.

Faust in modernem Gewand

Trotzdem ist Katerina Maria Kraft guten Mutes. Die Proben sind gut verlaufen. Auch die Gesangsstücke sitzen. Die Musikerin gehört inzwischen zu den Routiniers. Nun sitzt sie schon zum dritten Mal bei den Aufführungen mit ihrem Keyboard mit auf der Bühne. Im letzten Jahr hat sie gemeinsam mit ihrem Bruder Jan Kraft Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ begleitet. Dieses Jahr steht der erste Teil von Faust auf dem Programm. Doch der Klassiker von Johann Wolf- gang von Goethe kommt in ganz modernem Gewand daher.

Denn Regisseur Thomas Höh- ne hat den „Faust“ in die 1920er- Jahre versetzt und bringt den Stoff dem Publikum mit viel Musik näher. Durch Gesang werde der Stoff leichter zugänglich, meint auch Katerina Maria Kraft. Ihr gefällt, dass die Musik der 20er-Jahre eine wichtige Rolle spielt. Charleston, Swing und Chansons liegen ihr aufgrund ihrer Leichtigkeit am Herzen. Sie liebt die Atmosphäre im Theater. Denn sie merkt, dass das Ensemble seine Rollen mit Spaß und Lie- be ausfüllt. „Es kommt von Herzen“, sagt sie. „Die Freude und Motivation reißen alle mit“, sagt die Musikerin, deren aktuelles Musikprojekt um die Beziehung von Mensch und Natur kreist. Dazu biete Braunsbach die ideale Umgebung, betont sie.

Wenn Kraft bei den Proben am Keyboard sitzt, steckt sie mit ihrer Begeisterung die Sängerinnen und Sänger an. In diesem Jahr sind mehr Solobeiträge gefragt als im vergangenen Jahr, als der Schwerpunkt auf dem Chor lag.

Die 1920er sind in Mode

Ohnehin sind die 20er-Jahre in Mode, sei es in der Musik, im Film oder im Theater. Höhne erinner- te daran, dass es ein pulsierendes Leben gewesen ist in Berlin vor 100 Jahren. Geprägt von Aufbrüchen, Hoffnungen und exzentri- schem Nachtleben, aber auch von dunklen Abgründen und der politischen Radikalisierung sei die Zeit gewesen. Es werden nicht zufällig immer wieder Parallelen zu heute gezogen. So ist es nicht erstaunlich, dass der Regisseur beim ambitionierten „Theater im Fluss“ in Künzelsau mit seinem Ensemble aus Laienschauspielerinnen und -spielern sich dafür entschieden haben, Goethes Faust in dieser Zeit spielen zu lassen.

Regisseur Thomas Höhne sieht ähnliche Umbrüche wie heute, vom Tanz auf dem Vulkan und großer Verunsicherung. Exzessive Lebenslust paart sich mit po- litischer Verunsicherung. Der Regisseur hat nicht nur ein eingespieltes Ensemble hinter sich, sondern auch langjährige Weggefährtinnen mit der bekannten Bühnen- und Kostümbildnerin Ilona Lenk und Musikerin Kraft.

Termine

Info Premiere feiert „Faust“ nun am 13. Juni um 18 Uhr. Auch die ursprünglich am 7. und 8. Juni geplanten Termine werden verlegt. Es folgen jeweils um 19.30 Uhr weitere Termine: am 13 und 15., am 20., 21., 22. sowie am 26., 27., 28. und 30. Juni. Im Juli wird am 2., 3., 5. und 6. gespielt. Die Karten für die Premiere behalten ihre Gültigkeit und können für andere Termine getauscht werden. Das Gleiche gilt auch für die erworbenen Karten für den 7. und 8. Juni.
Weitere Infos: www.theater-im-fluss.com.

HT, Rainer Lang